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Die Quarantäneanlage: Krankheitsvorbeugung und Krankheitsbekämpfung für Koi Karpfen

Koi Karpfen
Nippon Direct – Die Quarantäneanlage: Krankheitsvorbeugung und Krankheitsbekämpfung für Koi Karpfen.

Bei der Haltung von Koi ergeben sich immer wieder Situationen für die ein Extrabecken sinnvoll oder notwendig werden kann.

Dies ist zum Beispiel der klassische Fall der Quarantäne, also das Überwachen von neu gekauften Koi Fischen bevor man sie in den Bestand eingliedert oder das separieren von Fischen die den gesamten Bestand anstecken könnten.

Aber auch wenn im bestehenden Bestand ein Einzeltier erkrankt, ist es hilfreich wenn man es bei Bedarf zur Behandlung in ein separates Becken setzen kann. Auf diesen Fall werden wir im Folgenden eingehen.

Wann ist eine Behandlung des Koi ausserhalb des Teiches erforderlich oder sinnvoll?

Im Falle einer starken Schwächung oder Bewusstlosigkeit, bedingt durch Kreislaufstörungen oder auch Energiemangel, welche häufig bei sehr kalten Temperaturen auftreten, schafft es der betroffene Koi zumindest im Herbst und Winter oft nicht sich im Koi-Teich zu erholen.

Eine Entzündung der Schwimmblase ist eine Erkrankung die sehr lange zum Ausheilen benötigt und oft eine Anhebung der Temperatur erfordert, auch haben die betroffenen Koi Probleme koordiniert zu Schwimmen und sich aufrecht zu halten. Dadurch können sie mit den anderen Fischen nicht mithalten und bekommen beispielsweise zu wenig Futter. Großflächige und tiefe Wunden und Aufbrüche speziell bei kalten Temperaturen oder hohem Keimdruck im Teich machen es notwendig den Koi aus dem Teich zu nehmen und in einem Quarantänebecken zu behandeln.

Bei sehr großen oder schlecht zugänglichen Teichen ist es schlichtweg eine Managementfrage, muss ein Koi mehrmals in Folge gefangen werden um eine sinnvolle Therapie durchführen zu können, so kann ein Hälterungsbecken eine gute Lösung sein.

Die meisten Parasitenbehandlungen sind aus verschiedenen Gründen im Quarantänebecken nicht sinnvoll. So werden beispielsweise, wenn sie außerhalb des Teiches stattfindet, nicht alle Parasiten abgetötet, auch macht es keinen Sinn ein Einzeltier zu behandeln, es sollte der gesamte Bestand therapiert werden.

Koi mit Verletzung
Nippon Direct – Wann ist eine Behandlung des Koi ausserhalb des Teiches erforderlich oder sinnvoll?

Wie gross sollte eine solche Quarantäneanlage für Koi sein?

Nun könnte man Allgemeinsätze wie „So groß wie möglich“ loswerden. Tatsächlich sollte man bei der Wahl der Anlage erst einmal überlegen für welchen Zweck sie hauptsächlich verwendet werden soll.

Für einen oder mehrere Koi? Für kleine oder größere Fische?

Beide Seiten, ein großes und kleines Becken haben ihre Vor- und Nachteile. Eine kleine Quarantäneeinheit ist besser zu managen, Wasserwechsel sind schneller erledigt und Medikamenteneinsätze sind einfacher, kostengünstiger und mit weniger Belastung für die Umwelt verbunden. Das Gleiche trifft auf ein Aufsalzen des Beckens zu. Größere Becken sind wiederum weniger anfällig für Temperaturschwankungen und Veränderung der Wasserwerte und des Sauerstoffgehaltes, beispielsweise bei einem Ausfall der Technik. Letztlich sind für kleine Koi (um 20 cm) somit Aquarien oder Wannen mit > 200 Litern brauchbar.

Größere Koi (ca. 40 – 50 cm) können in einem 400 – 500 Liter fassenden Becken untergebracht werden. Ab 50 cm Körpergröße sind ca. 800 – 1000 Liter Volumen nötig.

Es handelt sich bei dieser Art von Anlage um eine vorübergehende Hälterung die natürlich platzmäßig nicht mit der dauerhaften Haltung zu vergleichen ist. Wichtig ist, die Temperatur zu halten und bei Bedarf größere Wasserwechsel in kurzer Zeit vornehmen zu können. Beides ist in eher begrenzten Becken machbar. Günstig wäre es auch, ein Becken mit ähnlichem Volumen (oder ein bis zwei Regentonnen) als Wasserspeicher mit aufzustellen, in welches frisches Wasser ausgasen und sich erwärmen kann, so dass man immer „koifreundliches“ Frischwasser bereit hat und nur noch nachfüllen muss.

Quarantänebecken für Koi
Nippon Direct – Quarantänebecken für Koi.

Erfahrungen im Umgang mit Koi Quarantäneanlagen

Von den vielen Erfahrungen, die man im Laufe der Zeit im Zusammenhang mit Quarantäneanlagen immer wieder macht, möchten wir hier die Wichtigsten vorstellen:

Nitritpeak – Aufgepasst beim Nitritwert!

 Wenn ein bisher nicht eingefahrener Filter betrieben wird, steigt nach einigen Tagen der Nitritwert an. Er kann ins schier „Unermessliche“ steigen. Über 5,0 mg/Liter Nitrit wurden schon in Quarantäneanlagen gemessen. Wichtig ist also engmaschiges Messen! In der Literatur findet man häufige Beschreibungen zum sogenannten Nitritpeak. Das bedeutet, dass der Nitritwert steil ansteigt und dann wieder schnell absinkt. In der Praxis ist aber auch häufig eher ein Nitritplateau zu beobachten. Welches trotz durchgeführter großer (Not-)Wasserwechsel und Zugabe von Starterbakterien über Wochen erhalten bleibt. Bei erwarteten Quarantänedauern von nur wenigen Wochen und wenn die Quarantäne erst aufgebaut werden muss (der Filter noch nicht eingefahren ist), kann man sich auch den langsamen Durchlauf ohne Filter überlegen. Dann ist nicht mit einem Nitritproblem zu rechnen. Wenn man sich für eine Quarantäne ohne Filter entscheidet, muss jedoch der Ammoniakgehalt und pH genau überwacht werden.

Nitritmessung Tropftest
Nippon Direct – Nitritmessung Tropftest.

Vorsicht – Kois springen aus dem Quarantänebecken

Wenn man einen Koi Karpfen ins Quarantänebecken umsetzt, besteht ein hohes Risiko, dass dieser wieder heraus springt! Viele Koi, denen man eigentlich helfen wollte, sind dadurch ums Leben gekommen. Die Tiere entwickeln beim Springen eine enorme Kraft, halbherzige Abdeckungen werden beim Springen durchstoßen oder wegegeschoben. Harte Abdeckungen können zu Verletzungen führen. Weiche aber stabile Abdeckungen sind von großer Bedeutung.

Abdeckung Quarantänebecken für Koi
Nippon Direct – Abdeckung Quarantänebecken für Koi.

Achtung – Bei Stromausfällen sinkt der Sauerstoffgehalt

Bei Stromausfällen sinkt der Sauerstoffgehalt im Quarantänebecken sehr rasch. Was im Koiteich oft ohne schlimmere Folgen bleibt, kann hier schnell zum Erstickungstod führen. Diese Gefahr kann durch den Einbau verschiedenster Sicherungen minimiert werden.

Dauer der Behandlung wird unterschätzt!

Die Dauer der Behandlung des Koi wird vorher meist viel kürzer eingeschätzt als sie dann tatsächlich ist: der Wettereinbruch Winter „kommt unerwartet dazwischen“ oder die Wunden verheilen langsamer als gedacht, es kommt zu Rückschlägen. In der Konsequenz sollte – wenn man sich zu einer Unterbringung eines Koi in einer gesonderten Einheit entschließt – die Ausstattung von vorneherein so beschaffen sein, dass sie über Monate arbeitet und kein wackeliges Provisorium ist, das dem Koi langfristig sogar schaden könnte.

Koi Quarantänewanne beim Befüllen
Nippon Direct – Koi Quarantänewanne beim Befüllen.

Möglichkeiten eines erfolgreichen Quarantänemanagements

1. Komponenten der Quarantäneanlage

Zu den wichtigsten Komponenten einer Quarantäneanlage gehört eine zuverlässig funktionierende Technik: Filter, Belüftung, Heizung und natürlich ein stabiles, zweckmäßiges Becken.

2. Durchlauf vs. Kreislauf

Diese grundlegende Entscheidung wurde oben schon angesprochen und ist sicher keine leichte Wahl. Für einen Durchlauf sollte man sich nur entscheiden wenn man immer in der Nähe ist und Zu- und Ablauf kontrollieren kann. Energetisch spart man die Pumpenenergie der Filteranlage, muss jedoch – zumindest zu großen Teilen des Jahres – das zulaufende Wasser stark erwärmen, was unterm Strich mehr Kosten verursacht. Medikamente und Salz werden im Durchlauf sofort wieder fortgeschwemmt. Die Konzentrationen der zugebenen Mittel schwanken stark wenn man nicht laufend nachdosiert und die Umwelt wird durch den höheren Verbrauch stärker belastet. Die Gefahr einer Anhäufung von Nitrit ist dafür im Durchlauf gering. Auch Ammonium/Ammoniak im Zusammenhang mit den pH-Wert bereitet dann keine Probleme.

Wenn man sich für die Zuleitung von Wasser entscheidet, sollte man sich überlegen, ob sauberes Leitungswasser oder Teichwasser zugeführt werden soll. Bei Leitungswasser kann man sich relativ sicher sein, ein geprüftes Lebensmittel einzuleiten. Bei Teichwasser bestehen starke Qualitätsschwankungen und es sind natürlich krankmachende Keime enthalten, die vielleicht sogar zur Erkrankung oder Schwächung des Koi geführt haben, als er noch im Teich schwamm! Der Vorteil des Teichwassers ist wiederum, dass, wenn es sich um einen Koi des Altbestandes handelt, er das Wasser schon gewohnt ist.

Unterm Strich – und mit dem großen Pluspunkt einer Möglichkeit zur Aufsalzung – ist wohl die Kreislaufanlage Sieger nach Punkten.

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3. Das Zusetzen eines Koi

Dass ein Koi erkrankt, kann nicht voraus geplant werden! Schön wäre es, wenn ein erkrankter Koi in eine über Wochen oder gar Monate „eingefahrene“ Anlage eingesetzt werden könnte, in der die Wasserwerte stabil sind. Das ist in der Realität natürlich anders: Entweder besteht noch keine Quarantäneeinheit oder – wenn eine besteht – ist es im Winter zu warm für das Zusetzen. So wird es in der Regel so sein, dass ein Koi gleichzeitig mit der Teichwasserbefüllung ins Becken kommt und die Anlage erst jetzt startet. Muss die Temperatur angehoben werden, so sollte dies Schritt für Schritt geschehen um den Organismus des Koi nicht zu überfordern.

4. Erforderliche Messgeräte

Die erforderlichen Messgeräte sind pH-Messgerät, Thermometer, Nitrit- und Ammonium/Ammoniak Messtest/Photometer, Salzmessgerät.

Folgende Rahmenwerte, sollten angestrebt werden: pH-Werte zwischen 7 – 8,5, eine Temperatur um 25 °C (maximal wären 30 °C bei guter Belüftung denkbar, minimal 20 °C), Nitritwerte von möglichst nicht mehr als 0,30 mg/Liter, wobei in der Literatur dem Karpfen eine große Toleranz zugesprochen wird und kurzfristig wohl Werte bis weit über 10 mg Nitrit pro Liter toleriert werden. Das sollte man aber sicher nicht ausreizen! Zumal vermutlich eher gesunde Fische solche hohen Werte überleben können.

Der Salzgehalt kann um 6 Gramm pro Liter betragen. Der maximale Wert (absolute Obergrenze) sollte höchstens 9 Gramm pro Liter betragen, darüber hinaus erfolgt eine Austrocknung des Koi. Darüber hinaus ist zu beachten, dass sich einige Medikamente nicht mit Salz vertragen!

Gerät zur Nitritmessung
Nippon Direct – Gerät zur Nitritmessung.

Rückschläge bei der Genesung der Koi

Letztlich muss man sich bewusst sein, dass es bei der Genesung eines Koi Karpfen auch Rückschläge geben kann. Hält man die Wasserwerte jedoch optimal und behandelt auch richtig, d.h. nicht blind, sondern nach Diagnosestellung und bei bakteriellen Infektionen ggf. nach Resistenztest, werden die meisten Koi wieder gesund. Rückschläge bei der Genesung der Koi und/ oder Funktionieren des Filters mit seinen Filterbakterien können auftreten wenn nach einiger Zeit wieder mehr gefüttert wird und der Nitritwert ansteigt. Wie im Koi-Teich, so ist die Fütterung auch in der Quarantäne ein wichtiges Thema. Ein Koi macht in der Quarantäne keinen Restaurant-Besuch!

Anfangs braucht er gar nichts, viele kranke Koi fressen ohnehin nicht. Bei sichtlicher Besserung kann man einige wenige Körnchen Futter am Tag geben, mehr nicht. Was in Anlagen immer wieder vorkommt, ist dass es dem Koi nach ein paar Monaten besser geht und er dann trotzdem stirbt. Dafür gibt es eine logische Erklärung. Wenn der Koi wieder Appetit zeigt, bekommt er in der Regel mehr Futter. Der Filter passt sich nicht so schnell an die neuen Abbaumengen an und meist explodiert der Nitritwert. Der Koi erleidet potentiell einen Kiemenschaden und kann den Sauerstoff durch die nitritbedingten Veränderungen im Blut schlechter aufnehmen und kann ersticken. Mehrere Monate nach Abschluss der Behandlung ist meist kein Salz mehr im Becken, das die toxische Wirkung des Nitrits bremsen könnte.

Koi mit Schuppensträube im Aquarium
Nippon Direct – Koi mit Schuppensträube im Aquarium.

Notfälle in der Koi-Quarantäne

Notfälle in der Quarantäne resultieren häufig aus hohen Nitritwerten und/oder Sauerstoffmangel. Sauerstoffmangel kann man sicher durch Belüftung mittels Belüftersteinen und Filtereinlauf als Wasserfall, möglichst noch an getrennten Stromkreisläufen angeschlossen, vorbeugen. Da die Quarantäne vom Zweck her ja nur für Einzeltiere besteht, spielt hier die Frage des Fischbesatzes wie z.B. in Verkaufsbecken oder Winter-Innenhälterungen keine Rolle. Meist ist in einer Anlage nur ein Koi, vielleicht auch mal zwei oder drei. Es muss somit nur sichergestellt sein, dass die Belüftung durchgehend läuft. Das klingt trivial, wir haben aber bei der Ursachenforschung bei Todesfällen in Innenhälterungen zum Beispiel schon feststellen müssen, dass die Belüftung dummerweise an die Zeitschaltuhr zur Tagesbeleuchtung mitangeschlossen war. Fehler können immer vorkommen, man kann aber aus ihnen lernen.

Filter sollte Tag und Nacht laufen!

Selbstverständlich sollte der Filter Tag und Nacht laufen. Auch das ist schon öfters anders gewesen und hat das Einlaufen des Filters sicher nicht gefördert!

Sauerstoffgehalt messen!

Belüftung kann man „sehen“ (und natürlich auch den Sauerstoffgehalt messen). In gut belüfteten Quarantänebecken ist Sauerstoff von über 10 mg/Liter vorhanden. Ist eine gute Belüftung dauerhaft vorhanden, muss natürlich nicht ständig nach gemessen werden. Ganz anders verhält es sich mit dem Nitritgehalt im Wasser. Anfangs liegt er bei null und steigt dann erst langsam an. Er ist auch geruchlich nicht zu bemerken oder durch eine Wassertrübung zu erahnen. Hier muss man laufend nachmessen, denn der Nitritwert ändert sich ständig. Bei einem gemessenen Nitritwert von z.B. 0,7 mg/Liter, der für den Koi noch erträglich sein kann, kann sich nur drei Tage später ein Nitritwert von 5,0 mg / Liter ergeben, also bereits viel zu hoch … und damit ein Notfall!

Notwasserwechsel von ca. 80 % des Beckenvolumens!

Solche Notfälle lassen sich – auch wenn es die Werbung mancher Hersteller verspricht – kaum mit Produkten aus dem Zoogeschäft entfernen. Es hilft hier nur noch ein Notwasserwechsel von ca. 80 % des Beckenvolumens. Am nächsten oder übernächsten Tag dann nochmals 80 %. Erst danach ist der Nitritwert soweit ausgedünnt, dass eventuelle. Nitritentferner (beispielsweise Toxivec) den verbliebenen Rest Nitrit „abräumen“ können.

Insgesamt sind solche Notfälle durch eine gute Vorbereitung in den allermeisten Fällen zu verhindern und die Anschaffung eines Extrabeckens ist wirklich sinnvoll.

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Quelle: Koi Kurier Ausgabe 83 – Die Quarantäneanlage | Text & Bilder: Dr. med. vet. Werner Hoedt, Dr. med. vet. Friederike Weinzierl, Tierärztin Maite Schneider;
Bildnachweis: 13on | Ravi N Jha | Lizensiert via Unsplash

Koi Fische
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