Stromunfälle gibt es auch im Koiteich!
Jeder besonnene Koihalter überprüft seinen Koiteich auf Gefahren für die Teichbewohner.
Hierbei wird aber das nicht unerhebliche Risiko der Stromunfälle, welches von der umfangreichen Technik rund um den Koi-Teich ausgehen kann, oft übersehen.
Bevor wir einen Fall aus dieser Teichsaison vorstellen, noch einige allgemeine Erläuterungen:
- Gleichstrom und Wechselstrom
- Wechselstrom wird für die Geräte am Koiteich genutzt
- FI-Schalter als Schutz vor Stromunfällen
- Stromunfall im Koiteich durch Blitzschlag
- Ein Stromunfall bei einem Koi aus der Praxis
- Schwarzer Koi mit deutlicher Lordose
- Orange-Weisser Koi mit deutlicher Kyphose
- Schwimmhilfen für verletzte Koi
- Koi schwimmt mit Hilfe der Unterstützung frei im Teich
- Deutliche Lordose und Kyphose bei den Kois
- Röntgenkontrolle der Kois
- Ein Koi verstorben, die anderen beiden bei gutem Allgemeinbefinden!
- Operative Versorgung der frakturierten Wirbelsäule bei Koi nicht möglich.
- Ruhigstellung der Koi in einem kleinen Behälter
- Fazit: Stromunfälle am Koiteich und Wirbelsäulenschäden bei Koi
Gleichstrom und Wechselstrom
Zu unterscheiden sind Gleichstrom und Wechselstrom. Beim Gleichstrom ändern sich Stärke und Richtung des elektrischen Stroms nicht. Er wird zum Beispiel bei der Elektrofischerei eingesetzt. Die Fische, die in den Stromkreis des Gerätes geraten, schwimmen zur Anode und können dort eingesammelt werden. Die Elektrofischerei ist nur unter strengen Auflagen erlaubt, da hier bei unsachgemäßer Durchführung eine Gefahr für Anwender und Fisch besteht. Wird diese jedoch sachgemäß durchgeführt, so stellt sie eine schonende Fangmethode dar, die unter anderem bei Bestandskontrollen und Bestandserfassungen bei Wild- und Speisefischen Einsatz findet, ebenso wie beim Fang von Laichfischen oder dem Retten von Fischbeständen aus austrocknenden Gewässern oder vor Baumaßnahmen.

Wechselstrom wird für die Geräte am Koiteich genutzt
Beim Wechselstrom hingegen ändert der Stromfluss in regelmäßiger Wiederholung seine Richtung (Polung), wobei die positiven und negativen Augenblickswerte sich so ergänzen, dass der Strom im zeitlichen Mittel null ist. Da Wechselstrom einfach zu erzeugen ist und die Wechselspannung leicht zu transformieren ist, spielt er in der weltweiten elektrischen Energieversorgung die größte Rolle. Dementsprechend ist es auch der Strom, der die Geräte am Koiteich versorgt.
FI-Schalter als Schutz vor Stromunfällen
Als Schutz vor Stromunfällen dienen FI-Schalter (Fehlerstromschutzschalter), die Fehlerströme verhindern und so die Gefahr von Unfällen reduzieren. Der FI-Schalter trennt beim Überschreiten eines bestimmten Differenzstroms (in Hausanlagen meist 30 mA) den überwachten Stromkreis allpolig, will heißen alle Leiter vom Netz, bis auf den Schutzleiter. Differenzströme können beispielsweise entstehen, wenn Strom durch den menschlichen Körper fließt oder durch defekte Isolierungen.
Stromunfall im Koiteich durch Blitzschlag
Ereignet sich ein Stromunfall im Koiteich durch Blitzschlag oder einen technischen Defekt, so sind die Auswirkungen auf den Körper des Koi abhängig von der Einwirkdauer, der Stromart und der Stromstärke. Durch die extrem starken Muskelkontraktionen, ausgelöst durch die elektrischen Reize, kommt es zu Zerreißungen im Muskel, Einblutungen in die Muskulatur bis hin zu Wirbelsäulenbrüchen. Die Schäden reichen von Gleichgewichtsstörungen, Lähmungen, Krämpfen bis hin zu Blutungen in die Muskulatur, Muskeleinrissen, Wirbelsäulenverletzungen, Nervenschädigungen und Todesfällen.
Ein Stromunfall bei einem Koi aus der Praxis
Am 20. Mai.2013 ereignete sich an einem Koiteich durch Bauarbeiten ein Stromunfall; die Koi Fische bekamen einen Stromschlag. Drei Koi (orange-weiß, schwarz und ein Longfin) konnten daraufhin die Schwanzflosse nicht mehr einsetzen, paddelten nur noch mit den Brustflossen und schwammen ruckartig. Ein Koi schwamm Bauch nach oben, auch die beiden anderen hatten keine stabile Wasserlage.
Schwarzer Koi mit deutlicher Lordose
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[products limit="4" columns="4" category="koi" orderby="rand" on_sale="true"]Orange-Weisser Koi mit deutlicher Kyphose
Am 21. Mai wurde der Koi mit den schwächsten Aussetzern geröntgt, die anderen Koi Karpfen waren nicht transportfähig. Als Befund wurden Wirbelbrüche (Frakturen) festgestellt. Der Schwere des Befundes entsprechend war die Prognose für den Koi vorsichtig zu stellen (Abbildung / Röntgenaufnahme siehe Foto oben).
Schwimmhilfen für verletzte Koi
Zur Unterstützung der verletzten Koi wurden ihnen Schwimmhilfen in Form von jeweils einer Kugel an den ersten Rückenflossenstrahl angenäht.
Koi schwimmt mit Hilfe der Unterstützung frei im Teich
Bereits am 04. Juni schwamm einer der betroffenen Kois mit Hilfe dieser Unterstützung frei im Teich und konnte auch mit der befestigten Kugel untertauchen. Am 22. Juni ging es dem orange-weißen Koi mit einer starken Verformung und dem Longfin gut. Beide schwammen nahezu normal und zeigten eine gute Futteraufnahme. Das Allgemeinbefinden des schwarzen Koi hingegen war weiterhin nicht stabil, er hatte immer noch Probleme. Verformungen der Wirbelsäule waren äußerlich erkennbar.
Deutliche Lordose und Kyphose bei den Kois
Bis zum 02. Juli 2013 waren alle drei Kois am Leben. Der schwarze Koi hatte eine deutliche Verformung der Wirbelsäule nach oben (Lordose) und Schwimmblasenprobleme. Der orange-weiße Koi wies eine stark seitlich verformte Wirbelsäule (Kyphose) auf, konnte aber gut schwimmen und war generell bei gutem Allgemeinbefinden. Der Longfin war nahezu unauffällig, alle fraßen gut.
Röntgenkontrolle der Kois
Am 12. November 2013 wurde der schwarze Koi und der orange-weiße Koi zur Kontrolle geröntgt. Wie auf den Bild zu sehen, waren bei beiden Tieren ein Zusammenwachsen der Wirbel und eine Verformung der Wirbelsäule zu sehen, die beim schwarzen Koi aber deutlich massiver ausfiel.
Ein Koi verstorben, die anderen beiden bei gutem Allgemeinbefinden!
Der schwarze Koi ist mittlerweile verstorben, die anderen beiden werden zwar bleibende Verkrümmungen behalten, sind aber bei gutem Allgemeinbefinden.
Operative Versorgung der frakturierten Wirbelsäule bei Koi nicht möglich.
Da eine Schienung oder direkte operative Versorgung der frakturierten Wirbelsäule bei Koi nicht möglich ist, kann lediglich eine Therapie durchgeführt werden, die die Heilung unterstützen kann und dem Koi hilft, sein Leben möglichst normal zu führen. Zu diesem Zwecke wurden die Kois selbstverständlich mit Schmerzmitteln behandelt und mit Vitamin B versorgt. Es wurden Schwimmhilfen in Form von Auftriebskugeln an den Rückenflossen angebracht, um den Körper des Koi in einer normalen Wasserlage zu halten.
Ruhigstellung der Koi in einem kleinen Behälter
Zu Beginn wurden die Koi Fische in einem kleinen Behälter ruhiggestellt, um extreme Bewegungen wie Springen zu verhindern und so die Ausheilung der Fraktur durch die erfolgte Bewegungseinschränkung zu unterstützen.
Des weiteren hatte sich im Nachhinein herausgestellt, dass es an diesem Koi-Teich keinen FI-Schalter als Schutz vor Stromunfällen gab!
Fazit: Stromunfälle am Koiteich und Wirbelsäulenschäden bei Koi
Zusammenfassung:
Generell darf das Risiko von Stromunfällen am und im Koiteich nicht unterschätzt werden. Es sollten regelmäßig die technischen Anlagen auf ihre Funktionsfähigkeit hin überprüft werden. Koi Karpfen, die Stromunfälle überleben, haben durchaus eine Chance auf Heilung, welche sich jedoch langwierig gestaltet und eine gute Unterstützung und Mitarbeit des Besitzers wie im geschilderten Fall erfordert.
Spätfolgen, wie die Einengung des Rückenmarks durch die Verknöcherung der Fraktur, welche motorische oder sensible Ausfallserscheinungen bedingen können, sind auch Jahre später noch möglich.
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Quelle: Koi Kurier Ausgabe 78 – Wirbelsäulenschäden | Text & Bilder: Dr. med. vet. Werner Hoedt, Dr. med. vet. Friederike Weinzierl, Tierärztin Maite Schneider;
Bildnachweis: FOX | Lizensiert via Pexels
Weiterführende Literatur:
Hochwartner, Licek, Weismann,
Das ABC der Fischkrankheiten,
Leopold Stocker Verlag 2008
R. W. Hoffmann, Fischkrankheiten, Ulmer Verlag, 2005
H. Reichenbach-Klinke, Krankheiten und Schädigungen der Fische, Gustav Fischer Verlag 1980
M. Plehn, Fischkrankheiten, Schweizerbar`tsche Verlagsbuchhandlung 1924
Röntgenbilder: Tierklinik Dr. Dirk Butenandt, Rosenheim