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Ansichtskarte aus Niigata – die Koi Region in Japan

Im Jahre 1979 reiste ich zum ersten Mal nach Japan, um Nishikigoi zu finden und jemanden zu suchen, der sie nach England verschiffen konnte. Wenn man mir damals vor mehr als 20 Jahren gesagt hätte, dass ich später mal in Japan leben und Koi in der ganzen Welt anbieten würde, hätte ich ihn für wahnsinnig erklärt. Noch heute betrachtet man Japan als ein Land, dass eine ganz andere Kultur als unsere in Europa besitzt. In diese Kultur einzudringen, dort zu leben und ein Geschäft aufzubauen, ist für jeden, der es gewagt hat, ein interessantes Wagnis. Gewöhnlich höre ich von Kunden auf meinen Einkaufsreisen „dies scheint eine total andere Welt zu sein“.

Niigata – was macht es für uns „Koi-Leute“ zu etwas Besonderem?

Jeder Koi Hobbyist hat wahrscheinlich etwas über Niigata in Japan gehört oder gelesen. Aber wo genau befindet sich dieser berühmte Ort und warum wird er als Heimat der Koi betrachtet?

Niigata ist ein Bezirk der Hauptinsel Honshu und liegt in der nordwestlichen Bergregion. Die Hauptstadt Niigata-City liegt an der Küste des japanische Meeres. Niigata City liegt im Norden und nicht in der berühmten Koi-Region. Diese Koi-Region liegt in der Nähe der Orte Yamakoshi und Mushigame und ist ein relativ kleines Gebiet von einigen hundert Quadratmeilen.

Koi Region Niigata – milder Frühling, tropischer Regen, heisse, nasse Sommer und eine der schneereichsten Gegenden der Welt komplettieren dieses einzigartige Gebiet.

Shinano, der grösste und längste japanische Fluss, teilt es in zwei Hälften. In den Bergen dieser Gegend leben hunderte von Koi-Züchtern, alles in allem könnten es sogar über tausend sein. Unzweifelhaft befindet sich hier die grösste Konzentration von Koi-Züchtern in der ganzen Welt. Ein weiterer Bonus dieser Region liegt darin, dass dies eine der schönsten Gegenden Japans ist. Man kann verstehen, warum dies die ultimative Gegend für Koihändler und -züchter geworden ist. Den totalen Kontrast bieten die Wetterbedingungen – milder Frühling, tropischer Regen, heisse, nasse Sommer und eine der schneereichsten Gegenden der Welt komplettieren dieses einzigartige Gebiet. Der Januar 2003 bildete keine Ausnahme, in dieser Zeit fielen 4 bis 5 Meter Schnee.

Die Strasse der Koi

ZURÜCK IN DIE VERGANGENHEIT … 1979 war die „Strasse der Koi“ noch nicht das, was sie heute ist. Der wirklich Erste, der Koi für mich verschiffte, war Mr. Hara, dessen Firma im Herzen von Tokyo in Roppongi gelegen war. Diese Art von Fischeinkauf kann man mit dem Schlussverkauf in der Oxford Street in London oder auf den Champs Elysees in Paris vergleichen.

Die Haras waren die ältesten Goldfisch- und Koi-Grosshändler in Tokyo, ihr Geschäft bestand seit Mitte der 50er Jahre im 19. Jahrhundert. Um 1980 wurden fast alle Fische von Niigata nach Tokyo gebracht und von japanischen Exporteuren verschifft. In meinem Fall wurden die von mir gekauften Koi in Lastwagen von Mr. Hara in 7 Stunden nach Tokyo gefahren, dort mit Kalium behandelt und anschliessend mit FMC im Wasser nach London abgeschickt. Man flog mit Aeroflot über Moskau (sehr riskant) oder britischen bzw. japanischen Fluglinien über Alaska und die USA nach London und kam dort nach ungefähr 40 Stunden an.

Die Koi Fische waren wesentlich gesünder

Ich vermute, die Gründe sind, dass die Farmen vor 20 Jahren über weit weniger Technik verfügten und längere Transportzeiten normal waren, die Koi Fische waren aber wesentlich gesünder.

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Tokozo Miya von der Miyaishi Koi Farm
Tokozo Miya von der Miyaishi Koi Farm

Unglücklicherweise gerieten das Geschäft und die Firmen von Mr. Hara in finanzielle Bedrängnis und existieren heute nicht mehr, aber 1982 gehörten sie zu den Überfliegern.

Es war Mr. Hara, der mich zum ersten Mal nach Yamakoshi bei Ojiya in Niigata brachte. Nicht mit der Bahn, denn die Bahnlinie war noch nicht fertiggestellt, sondern mit dem Auto. Die Fahrt dauerte 7 Stunden lang und schien nicht enden zu wollen.

Yamakoshi bei Ojiya in Niigata

In Ojiya gab es damals noch keine Western-Hotels, ich war in einem japanischen Hotel mit eigenem „Onsen“ oder „heisse-Quellen-Bad“ untergebracht. „Mama-San“, die das Hotel leitete, betrachtete mich allerdings als seltsame Rarität. Heute, 20 Jahre später, existiert dieses Hotel immer noch, Mama-San besitzt es noch immer und in langen, kalten Winternächten besuche ich sie und benutze das „Onsen“.

Ggewinnbringendste Zeit für das Koi-Geschäft in den 70er bis frühen 80er Jahren

Die meisten Koi-Züchter, mit denen ich gesprochen habe, sind sich einig, dass die beste und gewinnbringendste Zeit für ihr Geschäft in den 70er bis frühen 80er Jahren lag. Die meisten Koi wurden in Japan verkauft und der Export bildete nur einen kleinen Teil ihres Verkaufs. Seit 1990 erlebt Japan nur einen langsamen Aufschwung im wirtschaftlichen Bereich, der Koi-Verkauf geht zurück ebenso wie die Anzahl der Koi-Halter. Ein Beispiel dafür ist die letzte All Japan Koi Show 2003. Circa 3.500 Fische wurden präsentiert. Nicht schlecht, aber diese hoch angesehene Show wurde nur von ein paar tausend Leuten besucht.

Die letzten Jahre brachten eine totale Kehrtwendung für die japanische Koi-Industrie

Mitte der 90er Jahre gab es zum ersten Mal einen Zustrom westlicher Kunden, die japanische Exporteure für ihre eigenen Geschäfte einnehmen wollten. Für einige Züchter konnte diese Entwicklung nichts Gutes bedeuten, andere wollten ihr Geschäft aufgeben. Was waren die Gründe, warum einige Europäer dies wollten?

Nachfrage für Japan Koi wächst in der ganzen Welt

Zum ersten wuchs die Nachfrage für Koi Karpfen in der ganzen Welt, auch andere Länder produzierten Koi, aber alle Koi-Hobbyisten wollten japanische Koi. Durch Direkteinkauf bei den Züchtern konnten Preise herabgesetzt und so mehr Koi verkauft werden.

Ich selbst konnte die Qualität kontrollieren und für umfassende Gesundheitschecks sorgen. Anfangs besassen nur einige wenige Züchter Mikroskope, sie verliessen sich auf die japanischen Exporteure, die die Fische untersuchten und behandelten. Dies ändert sich aber mehr und mehr.

Gesundheit der Koi auf der Reise zu verbessern

Gesunde Fische bilden heute die normale Basis. Japanische Koi werden heute immer früher verschifft. Ich selbst habe damit im Februar begonnen. Fast alle Züchter halten ihre Koi-Stämme in Fischhäusern und heizen das Wasser bis zum Frühling auf ungefähr 28° Celsius. Dies macht die Verschiffung der Fische nahezu unmöglich.

Ich habe die Züchter davon überzeugt, die Fische zum Zeitpunkt der Verschiffung bei tieferen Temperaturen zu halten und damit für die Reise besser vorzubereiten. Mein Anliegen ist, die Gesundheit der Koi auf der Reise zu meinen Kunden zu verbessern.

Koi-Krankheiten wie KHV (Koi Herpes Virus)

In den letzten Jahren sind über neue Koi-Krankheiten wie KHV (Koi Herpes Virus) viele Artikel geschrieben und Diskussionen geführt worden. Diese verheerende Krankheit ist in Grossbritannien, Europa, den USA und in Teilen von Asien bekannt geworden, aber so weit ich weiss, wurde in Japan über solche Fälle noch nicht berichtet. Unter Berücksichtigung dieser Umstände sollte die Koi-Industrie in Zukunft sorgfältig alle möglichen Vorsichtsmassnahmen – nicht nur gegen KHV, sondern auch gegen andere Krankheiten, die wir kennen oder auch noch nicht kennen – in die Wege leiten.

Auch meine eigene Firma, TMI Japan, hat in den letzten Jahren Veränderungen durchmachen müssen. In der Vergangenheit hat eine japanische Firma unsere Fische für den Export verpackt und verfrachtet, d.h. in den letzten 5 Tagen vor der Verschiffung wurden alle Fische zusammen in Sammelbecken gehalten. Vor 5 Jahren schien dies eine gute Idee zu sein, weil die Züchter selbst nach meinem Geschmack die Fische nicht unter optimalen Bedingungen vorbereiten konnten.

Die Zeiten ändern sich – Export der Koi verbessert

Aber die Zeiten ändern sich. Besonders in den letzten Jahren haben sich Probleme durch Haltung von Fischen vieler verschiedener Züchter an einer Stelle entwickelt. Nach und nach haben die Züchter in ihre Einrichtungen investiert und sie verbessert, so dass sie heute den Export der Koi unter guten Bedingungen selbst in die Hand nehmen können. Dies ist jetzt wichtiger denn je, besonders da so die Gesundheit der Koi jeder einzelnen Farm erhalten werden kann.

Seit diesem Jahr arbeite ich bzw. TMI Japan sehr eng mit dem berühmten Züchter Miyaishi zusammen. Er ist einer der bekanntesten und in ganz Japan hoch geachteten Züchter. Miyaishi ist nicht nur wegen seiner Koi berühmt, er besitzt auch einen grossen Koi- und Aquaristik-Grosshandel und beliefert viele Koi-Züchter in der Umgebung.  Mittlerweile habe Ich meine Versandeinrichtungen auf das Gelände der Firma Miyaishi verlegt.

Gesundheit und kontinuierliche Qualität der Koi Fische

Miyishi ist einer der wenigen Züchter, die die Bedeutung von Gesundheit und kontinuierlicher Qualität für den westlichen Markt erkannt haben. Er setzt hohe Massstäbe. Durch die enge Zusammenarbeit mit ihm werden hoffentlich auch andere Züchter die Bedeutung unserer Bemühungen erkennen und darauf hinarbeiten.

Die Fische werden von den Koi Züchtern vorbereitet, d.h. sie werden in den eigenen Farmen auf Diät gesetzt und kälter gehalten und dann am Tag der Verschiffung in die Verpackungseinrichtungen gebracht. Die Gesundheit der Fische wird vorher von uns und dem führenden Tierarzt der Region, Mr. Koike, kontrolliert und dokumentiert. Alle Fische werden einzeln und niemals zusammen mit anderen gehalten.

Ankunft und Verschiffung der Koi für den Export

Vor der Verpackung und dem Transport zum Narita Flughafen in Tokyo werden sie noch einmal abschliessend kontrolliert. Fischqualität ist immer hoch, wenn Züchter ihren guten Ruf halten wollen. Deshalb bringen sie ihre Fische zum Miyaishi-Grosshandel, besonders weil Mr. Mitoshi Miya, Direktor der Firma, die Ankunft und Verschiffung der Fische immer selbst in die Hand nimmt und überwacht.

Diese enge Beziehung zwischen TMI Japan und der Miya-Gruppe gibt mir die einmalige Chance, mit Miyaishi und anderen Züchtern auf gleichem Level zusammenzuarbeiten. Dies erlaubt TMI Japan, Koi zu niedrigsten Preisen zu liefern und einen fantastischen Einblick in die japanische Koi-Welt anbieten zu können, wenn Kunden uns besuchen, um Koi in Japan einzukaufen.

Martin Symonds besuchte Japan im Jahre 1979 zum ersten Mal. Seit 1982 bietet er Koi an und lebt seit sieben Jahren in Ojiya im Herzen von Niigata. Seine nach japanischen Grundsätzen geführte Firma TMI Japan gehört zu den führenden Koi-Exporteuren der Welt. Seine enge Verbindung mit japanischen Züchtern gewährt ihm Zutritt zum Herzen der japanischen Kulturund Koi-Welt.

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Quelle: Koi Kurier KK35 – Reisebericht | Text & Bilder Martin Symonds

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