Wir flogen gerade über das japanische Meer, als ich aus dem Fenster meines Flugzeugs sah. In kürze würden wir noch Niigata passieren und es war leicht zu erkennen, dass die schneebedeckten Berge bald der Vergangenheit angehören würden.
Ich hatte Japan zwar erst vor vier Wochen verlassen, doch war der Wechsel der Jahreszeiten jetzt deutlich spürbar. Unter diesen extremen Wetterbedingungen, die hier das ganze Jahr über herrschen, ist die Zucht von Koi hier wirklich eine grosse Herausforderung.
- Seit 40 Jahren zu Besuch bei den Koi-Züchtern in Niigata
- Die frühen Jahre des Koi-Business und was die Zukunft noch bereit hält?
- Die Koi von Niigata
- Das Wetter entscheidet zum Grossteil mit, ob eine Koi-Saison erfolgreich wird
- Die Kois müssen frei von Krankheiten sein
- Eine der besten Koi „Besuchszeiten“ ist tatsächlich der Zeitraum zwischen Ende Mai und Ende Juni!
- Koi Einkauf bei der Marusho Koi Farm in Mushigame
- Das Verpacken und der Transport von Koi weltweit haben sich enorm verbessert
- In Japan helfen oft Verkaufsautomaten mit kalten Getränken
- Start der Koi Zuchtsaison!
- Beim Koi-Weibchen werden die Eier vorsichtig herausgestrichen
- Dem Koi-Männchen wird das Sperma entnommen
- Die Zucht der Koi Fische von morgen
- Die Welt der japansichen Koi!
- Yoshida Sans Familie feierte dieses Jahr ihr 200jähriges Bestehen im Koi-Business!
Seit 40 Jahren zu Besuch bei den Koi-Züchtern in Niigata
Als ich früh morgens auf dem Haneda Airport in Tokyo landete, überschlug ich die Zeit, bis ich Niigata erreichen würde – die Ankunftszeit „Vormittags“ sollte passen. Als wir zuhause ankamen, erzählte mir Rene im Büro, dass Mano San von der Izumiya Koi Farm und Sakai San von der Yamamatsu Koi Farm uns zwei zum Fischessen in Manos Lieblingsrestaurant eingeladen hätten. Diese Beiden sind Legenden hier im Koi Business und ich werde oft gefragt, warum ich meine Beziehung zu den Koi Züchtern hier in Niigata als einzigartig bezeichne. Nun, seit 40 Jahren besuche ich die Koi Züchter hier in dem Gebiet und kaufe deren Koi Fische und ich bin überwältigt von dem Respekt und dem Zuspruch, den ich in dieser Zeit erfahren habe.

Die frühen Jahre des Koi-Business und was die Zukunft noch bereit hält?
So oft wir uns auch treffen, so oft unterhalten wir uns über die frühen Jahre des Koi-Business und was die Zukunft uns da bereit hält, zumal beide Koi Farmen mittlerweile von den Söhnen in den Familienunternehmen geführt werden. Sakai San erinnert mich immer gern daran, wie er 1981, als ich ihn das erste Mal besuchte, sich lieber, wie er es nannte, in seinem Haus „versteckte“, als mit einem Fremden Geschäfte zu machen. Mano San hingegen erzählt immer gern von unserem ersten Zusammentreffen. Er selektierte gerade Yamabuki Tosai in seinem alten Holzfischhaus, als ich ihn wohl von hinten zu Tode erschreckt hatte. Ich deutete wohl damals auf einen Koi mit nur einer Brustflosse. Mano San erzählt mir bis heute diese Geschichte zu meiner Version immer etwas anders. So meinte er immer, dass er den Koi mit nur einer Flosse sehr wohl bemerkt habe, aber er nur sehen wolle, ob ich ihn auch bemerken würde – eine durchaus plausible Erklärung und er lacht dabei wie damals.
Die Koi von Niigata
Es war auch Mano San, der mir 1994 vorschlug, ja mich quasi dazu aufforderte, Niigata Koi zu promoten und über die Koi Karpfen dort zu schreiben – was ich seit dieser Zeit mache.
In 1999 waren es Sakai San und Tanga San, die sich als Bürgen dafür einsetzten, dass ich in ein altes Schulgebäude in Mushigame einziehen konnte. So verwundert es keineswegs, dass meine Beziehungen und Freundschaften zu so vielen Züchtern noch aus dieser Zeit stammen.
Das Wetter entscheidet zum Grossteil mit, ob eine Koi-Saison erfolgreich wird
Unsere Gesprächsthemen änderten sich und wie so oft schon in früheren Jahren thematisierten wir das aktuelle Wettergeschehen. Das Wetter in der Region entscheidet zum Grossteil mit, ob eine Koisaison erfolgreich und gut oder eben schwierig wird. Starker Schneefall in den Wintermonaten bedeutet viel frisches Wasser für die Mudponds im Frühjahr, wenig Schnee im Winter heisst schlechtere Wasserqualität. Ein kalter und regnerischer Frühling verzögert die Koi Zuchtsaison und selbst wenn die Zucht erfolgreich war und die Brut wieder in den Mudponds ist, hängt wieder viel vom Wetter ab.
In der Vergangenheit waren starke Regenfälle mit Sturmfluten dafür verantwortlich, dass ein Grossteil der Koi Brut verloren ging, so dass die Züchter erneut versuchen mussten, neue Brut heranzuziehen. Das Wetter ist wahrscheinlich der Hauptgrund dafür, ob eine Koisaison erfolgreich verläuft … oder eben nicht.
Die Kois müssen frei von Krankheiten sein
Ebenso muss jetzt sichergestellt werden, dass die Koi frei von Krankheiten sind, insbesondere von KHV. Man sieht, die Herausforderungen und Bedrohungen sind allgegenwärtig, wenn das Wetter aus den Fugen gerät. Genau diese Abende, die ich mit den beiden und auch anderen Züchtern verbrachte, haben mich so viel über Koi Fische gelehrt – rückblickend und auch für die Zukunft.
Eine der besten Koi „Besuchszeiten“ ist tatsächlich der Zeitraum zwischen Ende Mai und Ende Juni!
Viele unserer Kunden möchten uns so früh wie möglich im Jahr besuchen, um Koi zu selektieren, doch eine der besten „Besuchszeiten“ ist tatsächlich der Zeitraum zwischen Ende Mai und Ende Juni. Der Grund dafür ist, dass dann viele Koi Züchter ihre letzte Tosai-Selektion machen und der Fisch, der übrig bleibt, auch Tateshita genannt, ist dann frei verkäuflich. Manchmal hat ein Kunde Glück und er trifft genau zu diesem Zeitpunkt auf der Koi Farm ein. Dann steht auch einem Koikauf für den eigen Teich nichts im Wege.
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[products limit="4" columns="4" category="koi" orderby="rand" on_sale="true"]Koi Einkauf bei der Marusho Koi Farm in Mushigame
Genau dieser Fall traf auf einige unserer Kunden aus Thailand zu, die uns für einige Tage besuchten. Wir besuchten Ikarashi von der Marusho Koi Farm in Mushigame. Er erklärte, dass er an diesem Nachmittag noch seine endgültige Auswahl an Tosai Tategoi treffen wolle und wenn Leute Interesse hätten, könnten sie gern dabei sein. Natürlich wurde dieses Angebot sofort in die Tat umgesetzt … und am Ende des Tages gab es tatsächlich einen mehr als glücklichen Koihändler.
Das Verpacken und der Transport von Koi weltweit haben sich enorm verbessert
Eine Sache, die man auf jeden Fall beachten sollte, wenn man zu dieser Jahreszeit Japan bereist, sind die Temperaturen und das Reiseziel. Das Verpacken und der Transport von Koi weltweit haben sich enorm verbessert. Neue Techniken und das Hinzufügen von Eispacks oder Sachtes, um Ammoniak zu entfernen und Sauerstoff hinzu zu fügen, machen den grossen Unterschied zu früher, um die Koi Karpfen wohlbehalten und gesund an ihren Bestimmungsort zu transportieren. Ausserdem verwenden wir Polystyren-Boxen, um die Koi Fische auf ihrer langen Reise frisch zu halten.
In Japan helfen oft Verkaufsautomaten mit kalten Getränken
Bist du in Japan und es ist sehr heiss, helfen oft Verkaufsautomaten mit kalten Getränken, die man in Japan sehr häufig findet. Aber auch für heisse Getränke gibt es mehr als 5 Millionen Automaten. Aber ich bezweifle, dass es in Japan viele von der Art gibt, wie sie nahe Dainichi und Hoshikin aufgestellt wurden. Diese Automaten dort sind mit unserem Lieblingsmotiv Koi verschönert.
Start der Koi Zuchtsaison!
Die Koi Züchter sind die ganze Saison über extrem busy, doch in den kommenden Wochen soll das rege Treiben nochmals an Fahrt aufnehmen, denn es startet die Zuchtsaison.
Alle Koi Züchter haben unterschiedliche Methoden, wenn es um die Zucht geht. Doch das Wichtigste, und da kommt kein Züchter drum rum, ist, die jeweils besten Elterntiere auszusuchen. Fast alle Koi Züchter, die ich kenne, wissen aber schon sehr genau im voraus, welche Koi dafür in Frage kommen. Und sollte mal etwas bei der Koi Zucht nicht nach Plan laufen, haben viele Züchter schon einen „Plan B„, sprich alternative Elterntiere, zur Hand. Hierbei lassen einige ihre Koi auf natürliche Art in Laichbürsten abbleichen, andere wiederum bevorzugen das künstliche Abbleichen. Die Yamamatsu Koi Farm ist eine von diesen und Rene war glücklich, dass Familie Sakai ihn zu dieser Art der Selektion mit ihren Sanke eingeladen hatte.
Beim Koi-Weibchen werden die Eier vorsichtig herausgestrichen
Hierzu waren die Elterntiere schon ausgewählt und in ein Becken gesetzt. Als der passende Zeitpunkt gekommen war, wählte Toshiaki ein betäubtes weibliches Elterntier aus, und strich vorsichtig die Eier aus ihr heraus, die Anzahl der Eier kann zwischen 200 und 500.000 differieren. Interessanterweise sagen die Koi Züchter nicht, wieviel weibliche Tiere sie zur Zucht verwenden, sondern sie geben nur Preis, wieviele Mal die Tiere abgestriffen wurden. Sind die Tiere einmal völlig entleert, werden sie vorsichtig wieder in das Becken gesetzt, um wieder völlig zu generieren.
Dem Koi-Männchen wird das Sperma entnommen
Als nächstes wird dem ebenfalls betäubte Männchen mit einer besonderen Spritze das Sperma entnommen. Ist das vollbracht, werden die Eier ausgewogen und mit dem Sperma in jeder Charge vermischt. Anschliessend wird alles vorsichtig und unverzüglich auf die Laichbürsten verteilt. Die befruchteten Eier verbleiben in dem Behälter. Nach ca. 60 Stunden kann man an ihnen schon die Augen erkennen und nach drei bis vier Tage schlüpft schon die Brut. Es ist schon beeindruckend, wie sorgfältig die Koi Züchter hier arbeiten.
Die Zucht der Koi Fische von morgen
Sollten die Eier einmal aus irgendeinem Grund nicht befruchtet werden, tritt Plan B in Kraft. Das heisst die nächsten Elterntiere müssen nun ihren Job verrichten. Und so haben in der Zeit die Züchter in den Bergen von Niigata schlaflose Nächte – immerhin züchten sie gerade ihre Koi von morgen.
Die Welt der japansichen Koi!
Eine weitere Sache, auf die wir von JKX mächtig stolz sind: Mano San von der Izumiya Koi Farm legt mir schon seit Jahren ans Herz, dem Rest der Welt die japanischen Koi näher zu bringen. Ein Thema, dem wir immer gern nachkommen – inklusive der japanischen Kultur.
Yoshida Sans Familie feierte dieses Jahr ihr 200jähriges Bestehen im Koi-Business!
Yoshida Sans Familie feierte dieses Jahr ihr 200jähriges Bestehen im Koi-Business. Ausserdem nahm uns Yoshida San mit in sein Geschäft am Rande von Tokyo, wo er Goldfische und Produkte rund um das Thema Goldfisch anbietet. So werden hier schon mal für einen Ranchu (deutscher Name „Büffelkopf“) sage und schreibe 150.000 Yen aufgerufen. Wir filmten mehrere Tage in und um Tokyo, um dem Zuschauer einen tiefen Einblick in das Leben in dieser Stadt zu geben … und mit Blick auf die Olympischen Spiele 2020 in Tokyo eine tolle Gelegenheit, um Sport, Koi und japanische Kultur näher kennenzulernen.

Ein Besuch Tokyos ist kein Besuch Tokyos, wenn man dort nicht den Kaiserpalast besichtigt hat, ein beeindruckendes Areal an Palästen und Gärten im Herzen Tokyos. Dort kann man die Gärten östlich des Kaiserpalastes besuchen und im frühen Sommer fantastische Sorten an Iris rund um die Teiche bestaunen. Etwas ungewöhnlich, weil nicht jedermanns Lieblingsvarietät sind die Butterfly-Koi, doch diese Koi sind auf Vorschlag ihrer Majestät in die Teiche eingesetzt worden.
Als sich unsere Reise dem Ende neigte, zogen starke Regenfälle über das Land .. auch über Niigata. So werden wir sehen, wie die Koizüchter in Niigata in den kommenden Monaten ihren immer währenden Kampf mit dem Wetter gemeistert haben.
In unserem Nippon Direct – Koi Online Shop finden Sie eine reichhaltige Auswahl an importierten Kois aus Japan.
Nippon Direct - Koi Shop | Original Koi aus Japan
[products limit="4" columns="4" category="koi" orderby="rand"]Quelle: Koi Kurier Ausgabe 101 – Sommeranfang in Niigata | Text & Bilder Martin Symonds