Mein eigentliche Intension war es, anstatt einen Sommerurlaub einen Sprachkurs zu machen, um meine Kenntnisse im Japanischen voran zu treiben. So sollten es eigentlich 14 Tage in Tokio in einer Sprachschule werden.
Da ich einige Schwierigkeiten hatte einen seriösen Anbieter zu finden, bat ich Yukari Sato darum, die Schwester des Butterflyzüchters Katzutaka Suda darum mir behilflich zu sein. Sie wolle sich darum kümmern und rief mich zwei Tage später zurück und bot mir an bei ihrer Familie direkt auf der Suda Koifarm zu wohnen.
- Aus 14 Tagen werden mehrere Wochen
- Metaka, die kleinen Reisfischchen
- Der Tag auf der Suda Koifarm fängt früh an
- Morgens Japanischer Sprachkurs in Sonderschicht
- Ab mittags arbeiten auf der Koifarm von Suda
- Koi-Selektion auf der Suda Koifarm
- Vorstreckteiche werden mit Hühnermist angeimpft
- Senbetsu – die erste Selektion der Koi
- Die zweite Koi-Selektion nach 2-3 Wochen
- Die Entscheidung fällt erst in der dritten oder vierten Koi-Selektion
- Die Koi-Selektion ist radikal und rigoros
- Ab der dritten Koi-Selektion ist das Chefsache!
- Gute und gesunde Koi in hervorragender Qualität
- Jumbo-Tosai Koi durch ständige Überfütterung
- Genetik spielt bei Koi natürlich auch eine Rolle
- Koi Selektion mit Ochisan, Senior der Suda Koifarm
- In Bezug auf Koi konnte ich sehr viel lernen
- Japanisch Kenntnisse jetzt mehr als ausreichend
Aus 14 Tagen werden mehrere Wochen
Es gibt eine neue Sprachschule direkt in Nagaoka, die wäre bereit mich zu unterrichten. Da nach Ansicht der Lehrer dort, in zwei Wochen Halbtagsschule nicht wirklich viel bewirkt kann, wurden daraus gleich mehrere Wochen daraus. Also Vormittags in die Sprachschule, am Morgen vor der Schule und Mittags danach Arbeiten auf der Koi- und Metaka Farm von Suda.
Metaka, die kleinen Reisfischchen
Metaka, die kleinen Reisfischchen, die in Japan in der Aquaristik einen sehr hohen Stellenwert haben. Katzutaka San, beschränkt sich jedoch darauf, Metaka als einfache Zierfische und Futterfische wie zB. für Arowana zu züchten.
Der Tag auf der Suda Koifarm fängt früh an
Jeden Morgen vor der Schule um 4.45 Uhr aufstehen … dann raus, um 40 Koi- und Metakateiche mit Futter zu versorgen. Dabei nicht einfach nur Futter in den Koiteich, sondern bei jedem Teich einmal außen rum, um das Futter gleichmäßig zu verteilen und vor allem die Fische zu kontrollieren. Danach unter die Dusche, denn das erste T-Shirt war schon durch geschwitzt, Frühstück und ab mit dem Bus in die Schule.
Morgens Japanischer Sprachkurs in Sonderschicht
Um 9.00 Uhr stand der erste Lehrer vor mir – und nur vor mir! Denn eigentlich waren schon Ferien, doch die Sprachschule legte eine Sonderschicht nur für mich ein. Also nichts mit einem kurzen Päuschen, wenn einem die Nacht nicht lange genug war.
Ab mittags arbeiten auf der Koifarm von Suda
Kurz nach 13.00 Uhr war dann schon Schulschluß, also wieder mit dem Bus ab nach Hause, Mittagessen, ein kleiner Powersnack und dann ging es weiter mit Arbeit. Am Anfang durfte ich die Boxen mit den Folienbeuteln für den täglichen Versand der Futterfische vorbereiten.
Ich stand aber auch bald mit der Wathose in den Teichen, um diese von Algen zu befreien. In dem Fall war ich mir nicht immer sicher, ob mehr Wasser um die Hose oder mehr Schweiß in der Hose war. Unter voller Sonneneinstrahlung hatten einige Teiche bis zu 35° Celsius.
Um 18.00 Uhr pünktlich stand dann der Paketdienstfahrer auf der Matte, um den täglichen Versand abzuholen. Anschließend dann das Koifutter für den nächsten Morgen vorbereiten. Obwohl das Sinkfutter sowieso nur 4 mm hatte, wurden die Pellets trotzdem noch kleingemahlen. So soll die Nährstoffaufnahme und die Verdaulichkeit gefördert werden.
Koi-Selektion auf der Suda Koifarm
Es war die Zeit des Ablaichens, der Aufzucht der Larven und der vielen Selektionen. Bei Sudas wird noch sehr konventionell gearbeitet. Eine Rognerin mit zwei Milchnern in einem Netzgehege, dazu natürliches Laichsubstrat. Bei den relativ hohen Temperaturen schlüpfen die Larven in sehr kurzer Zeit und werden noch einige Tage in den Green-Häusern gehältert. Dabei bekommen sie eine Art Milch, die aus einem sehr sehr feinen Fischmehl angerührt wird.
Vorstreckteiche werden mit Hühnermist angeimpft
Sobald sie aus dem Gröbsten heraus sind, werden sie in die relativ flachen Vorstreckteiche gesetzt. Diese wurden kurze Zeit zuvor frisch geflutet und mit Hühnermist angeimpft. Der Hühnermist mit seinem hohem Stickstoffgehalt sorgt dafür, dass sich sehr schnell Phytoplankton und dann daraus tierisches Plankton entwickelt – das ideale und beste Futter für kleine Koi.
Senbetsu – die erste Selektion der Koi
Schon bereits nach ca. vier Wochen sind die Koi Fische groß genug, um das erste Mal selektiert (Senbetsu) zu werden. Die erste Selektion ist noch relativ einfach, da bei gefestigten Blutlinien immer noch sehr viele „normale“ Koi Karpfen sind. Geschätzt fallen hierbei schon mindestens 60 % Prozent durch das Raster.
Die zweite Koi-Selektion nach 2-3 Wochen
Die Übriggebliebenen Koi gehen danach wieder zurück in den Teich, werden dann bis zur nächsten Selektion nach 2-3 Wochen weiter heran gezogen. Bei der nächsten Selektion wird dann schon genauer darauf geachtet, ob sie den Varitätenstandarts entsprechen. Hier kommt dann die Erfahrung der Züchters über die Varietäten und vor allem die Entwicklung seiner eigenen Blutlinien zum tragen.
Die Entscheidung fällt erst in der dritten oder vierten Koi-Selektion
Showa beispielsweise: Im Larvenstatium sehr dunkel, entwickeln sich dann weiter zu einem undefinierbaren Shiro und bilden erst mit steigenden Wassertemperaturen das Beni aus. Die Entscheidung fällt dann aber erst in der dritten oder vierten Selektion.
Die Koi-Selektion ist radikal und rigoros
Was ich auch beachtenswert finde, ist die rigorose Auswahl bzw. radikale Selektion der Koi Fische. In einem Showawurf werden auftretende Kohaku nicht berücksichtigt, sprich sie werden verworfen. Bei einer Ginrin Yamabukizucht werden nur die Tiere mit einem Ginrin weiter geführt, normal beschuppte Yamabuki fallen auch heraus.
Alles im allem sehr strikt! „No Chance“ für oberflächlich schöne Koi Fischchen. Denn Katzutaka San weiß aus langer Erfahrung, wo die Reise hin geht.
Ab der dritten Koi-Selektion ist das Chefsache!
Übrigens, ab der dritten Selektion ist das Chefsache! Letztendlich hängen der finanzielle Erfolg und damit der weitere Fortbestand der Farm von diesen Koi ab.
Gute und gesunde Koi in hervorragender Qualität
Bei einer Gelegenheit habe ich den Chef mal gefragt, was denn seiner Meinung nach ein guter Weg der Koi-Aufzucht wäre. Er meinte zu mir, sein Ziel sei es, gute Koi zu erzeugen, die lange gesund bleiben und ihre Qualität behalten. Das sei auch der Grund, warum er nur zwei Mal am Tag zufüttere. Erstaunt frage ich ihn, denn ich war der Ansicht, zwei Mal am Tag im Naturteich sei schon genug, was denn andere machen. Als Anwort kam, es gibt Koi Züchter, die füttern bis zu sechs Mal am Tag und dann noch welche, die halten ihre Koi unter Dauerfeuer.
Jumbo-Tosai Koi durch ständige Überfütterung
So werden Jumbo-Tosai erzeugt, also ständig überfüttert. Das sorgt zwar für schnelles Größenwachstum und überdurchschnittliche Entwicklung gegenüber ihren konventionell aufgezogenen Artgenossen, aber die Gesundheit und vor allem die längerfristige Qualität der Koi leiden darunter.
Genetik spielt bei Koi natürlich auch eine Rolle
Selbstverständlich spielt die Genetik auch eine Rolle, aber Koi, die einmal in zwei Jahren die Größe eines Drei- oder Vierjährigen haben, können einfach langfristig nicht gesund sein. Wenn der Koi das Potential hat, eine gewisse Größe zu erreichen, dann wird er diese auch erreichen, es dauert nur länger. Dies stimmt auch mit meiner Erfahrung überein. Oft haben überfütterte Koi Fische im Alter Probleme mit den Organen, da Schäden aus der Jugend durch Verfettung meist nicht mehr gut zu machen sind.
Koi Selektion mit Ochisan, Senior der Suda Koifarm
Der Ochisan, Senior der Suda Koi Farm hat mir dann auch die Gelegenheit gegeben, mich an seiner Koi Selektion zu beteiligen. Er erklärte mir genau, worauf es ankommt und lies mich dann selbst eine seiner neuen Zuchten selektieren. Mit 84 Jahren noch voll aktiv, fährt er jeden Tag 80 km in die Berge, um seine Tiere in den Teichen zu füttern.
Er setzte sich am Teich hinter mich und schaute mir über die Schulter. Irgendwann, ohne das ich es bemerkte, war er dann verschwunden. Er lies mich alleine machen und vertraute mir. Als ich fertig war, kontrollierte er die übriggebliebenen Tosai und befand meine Selektion für sehr gut. Ich fühlte mich sehr geehrt, da er einer der Pioniere der Koizucht in Ojiya war. Viele Koi-Züchter haben von ihm gelernt. Selbst die Showa-Blutlinie von der Isa Koifarm entsprang seiner Zucht.
In Bezug auf Koi konnte ich sehr viel lernen
Der Sommer verging wie im Flug. Jeden Tag neue Erlebnisse und Erfahrungen. Spannend und Neu, vor allem in Punkto Koi, konnte ich sehr viel lernen. Todmüde jeden Tag um 9 Uhr abends ins Bett gefallen und doch glücklich über jeden Tag, der dort verging.
Ich bin sehr dankbar, dass ich die Zeit im Sommer in Ojiya verbringen durfte, ich habe sehr, sehr viel gelernt. Nicht nur über die Koizucht, sondern auch über die Menschen dort, ihre Arbeit und ihr Leben.
Japanisch Kenntnisse jetzt mehr als ausreichend
Naja, und letztendlich: Meine Japanisch-Kenntnisse reichen aus, um alleine auf Koi-Jagd zu gehen und mit den Züchtern Koi zu selektieren, Preise zu verstehen und zu verhandeln.
Eben einmal eine andere Art, seinen Jahresurlaub zu verbringen … und nochmals ein herzliches Dankschön an Yuka von der Suda Koi Farm!
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Quelle: Koi Kurier Ausgabe 102 – Koizucht – ein hartes Geschäft | Text & Bilder: Oliver Gross;
Ein sehr schöner Bericht . Vielen Dank dafür